Pro Päd - für engagierte LehrerInnen

Lassen wir die Kinder schreiben!

23.01.2022

Schreiben können gehört zu den absolut zentralen und grundlegenden Kompetenzen, die man in der Schule erlernen sollte. Daher: Lass die Kinder schreiben — regelmässig!

Schreiben braucht man nicht nur in fast jedem Beruf (Mails, Offerten, Notizen, Berichte/Protokolle, Bewerbung, Artikel/Texte), für das Pflegen von Kontakten (Kurznachrichten, Briefe) und für das Mitdebattieren und die Teilhabe (Kommentare, Leserbriefe), es ist darüber hinaus auch wichtig für die psychische Gesundheit und das Verarbeiten von Erlebnissen und Erfahrungen (Tagebuch). Schreiben können ist notwendig für Administratives (Behördengänge) und die Finanzen. Wenn man Dinge aufschreibt, strukturiert man sie, man denkt sie durch, man reflektiert sich und sein Handeln - alles sehr wertvolle Prozesse in einer komplexen, schnelllebigen Zeit.

Mit «Schreiben» meine ich an dieser Stelle nicht das Ausfüllen von Lückentexten oder das Schreiben von einzelnen Sätzen bei Grammatik- oder isolierten Rechtschreibeübungen, sondern das freie, eigenständige Schreiben eines Textes, der zu Beginn kurz und mit der Zeit länger sein kann und mithilfe von gezielten Instruktionen und mit Begleitung (Schreibbegleitung) geschrieben wird. Danach wird der Text individuell korrigiert und mit einer Rückmeldung versehen, so dass das Kind ein gehaltvolles Feedback dazu erhält. Nach der Korrektur und Überarbeitung kann dieser Text vorgelesen, gegenseitig gelesen und so gewürdigt werden. Viele SchülerInnen, seien sie klein oder gross, sind nach so einem Prozess stolz auf das Resultat, mögen ihren Text, freuen sich darüber. Derartige Schreibprozesse sind Gold Wert!

Es gibt verschiedene Textarten. Die erste und wichtigste Textart, die ein Primarschulkind üben können sollte, ist die Erzählung eines eigenen Erlebnisses. Das Kind übt dabei

Das Kind kann weiter

Grossartig, oder?

Erinnerst du dich daran, oder hast du schon gehört, dass es früher oftmals hiess: «In der Schule lernt man… lesen, schreiben und rechnen!»

So erklärten mir oftmals auch die nichtprivilegierten Mittelstufenkinder die Schule, als ich sie für meine Dissertation in Gruppen interviewte (Jünger: Bildung für alle? 2008. Verlag für Sozialwissenschaften. Siehe:
www.socialnet.de/rezensionen/7569.php und:
www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/rahel-juenger/bildung-fuer-alle/id/9783531160474

Dies stimmt auch heute noch: Lesen, schreiben und mathematische Grundkompetenzen gehören auch heute zum absolut Zentralen, das wir den Kindern in der Schule beibringen müssen, und zwar nicht halbbatzig, sondern so, dass sie gut lesen und schreiben und rechnen können.

Fazit: Kürzlich, am ersten Tag nach den Ferien, war die Lehrerin unserer Tochter krank (6. Klasse). Sie kam um 10.30 zur Schule. In dieser Zeit wurden die Kinder mit Rätseln versorgt. In dieser Situation wäre es eine sehr gute Idee, dass die SuS über eine Erfahrung ihrer Weihnachts- und Neujahrstage schreiben dürften und dies später teilen könnten. Ja, es entsteht hieraus Korrektur- und Folgearbeit! Die verpassten 2.5 Stunden der Lehrperson wären so gut genutzt, für das interessierte Lesen, Anmerkungen, Korrekturen, Anregungen. Dies ist es wert.

Plane regelmässig ein, dass die Kinder Texte schreiben dürfen und dabei begleitet werden. Es ist ein Dürfen. Wenn du dies tust: Chapeau! Sie werden es uns später danken, wenn sie merken, dass sie fähig sind, sich schriftlich auszudrücken.